Meine Woche im Schweigen

26. Sep 2024 | Claudia Eva Reinig | YOGAINSPIRATION

Meditation beim Schweige-Retreat - Den wilden Affen im Kopf bändigen

Letzte Woche habe ich etwas getan, was für einige vermutlich unvorstellbar ist: Ich war eine Woche lang still. Ja, richtig gelesen, eine ganze Woche kein Wort gesprochen. Ich habe an einem buddhistischen Meditations-Retreat teilgenommen, bei dem das Schweigen im Mittelpunkt stand. Solch ein Schweige-Retreat mache ich seit vielen Jahren, dies mindestens einmal im Jahr.


Das Ziel? Den Geist beruhigen, die wild umherhüpfenden Gedanken zähmen und – hoffentlich – ein bisschen Klarsicht gewinnen.


In der Stille kann man viele Dinge bewusster wahrnehmen und erkennen. Ziel ist sich zu sammeln, den Geist mit seinen wilden Gedanken zu beruhigen und so etwas wie Klarsicht zu bekommen. Es braucht einen Moment. Doch dann merkt man, dass man nicht jedem Gedanken hinterherjagen muss – man kann einfach zusehen, wie sie kommen und gehen. Fast so, als ob man am Ufer eines Flusses sitzt und das Wasser beobachtet, wie es vorbei fliesst.


"Glück beginnt da, wo man die Zeit vergisst!"


Die Meditation hat mir dabei geholfen, meine Aufmerksamkeit zu lenken. Wenn man lernt, die Aufmerksamkeit bewusst auf etwas zu richten, wird sie zur Achtsamkeit. Plötzlich merkt man, dass man nicht jedem Gedanken hinterherjagen muss – ich kann einfach zusehen, wie sie kommen und gehen.

Einer der zentralen Aspekte dieser Meditationswoche war die "Geistesgegenwart". Dabei geht es darum, ganz im Moment zu sein, egal ob man sitzt, geht, isst oder atmet. Klingt einfacher, als es ist, vor allem wenn man es gewohnt ist, ständig an alles Mögliche zu denken – ausser an das, was gerade passiert. Aber nach ein paar Tagen in der Stille merkt man, wie befreiend es sein kann, einfach nur da zu sein und nichts weiter. Die Achtsamkeit wird grösser.


Statt Gehmeditation lieber Teemeditation  


Natürlich hatte ich auch Momente, in denen mein Geist einfach nicht stillstehen wollte. Gedanken wie "Was gibt’s wohl zum Mittagessen?" oder "Habe ich den Herd zu Hause ausgemacht?" sind ziemlich hartnäckig. Auch lasse ich mich gerne ablenken. Manchmal wurde aus einer Gehmeditation einfach eine Teemeditation… Aber mit der Zeit habe ich gelernt, diese ablenkenden Gedanken nicht zu ernst zu nehmen. Sie kommen, sie gehen – und ich bleibe einfach ruhig und lasse mich nicht ablenken. 


Was ich in dieser Woche gelernt habe? 


Nun ja, in der Stille fangen die Dinge an, anders zu wirken. Die Sinne sind viel mehr nach innen gerichtet. Man nimmt dadurch viel mehr wahr: Wo wandert meine Aufmerksamkeit hin? Welche Gedanken kehren immer wieder, wie ein nerviges Lied, das nicht aus dem Kopf will? Und vor allem: Wo finde ich Ruhe und Frieden in mir? Spannende Fragen, auf die man im Alltag oft keine Antwort findet, weil man viel zu beschäftigt ist mit allem. Ich bemerke also, wohin die Aufmerksamkeit hin geht, welche Gedanken sich immer wieder wiederholen aber auch wo ich zentriert und in Frieden bin.


  • Verbindung von Meditation mit Yogaübungen – Die körperliche Bewegung im Yoga hilft dabei, den Körper zu öffnen und Spannungen zu lösen, was wiederum die Meditation erleichtert. Man fühlt sich nach einer Yoga-Session oft zentrierter und bereit, tiefer in die meditative Praxis einzutauchen. Beides zusammen – Yoga für den Körper und Meditation für den Geist – ergibt eine wunderbare Kombination, die für echte Balance sorgt.

  • Sammlung der Gedanken – Am Anfang meiner Meditationspraxis fühlte sich mein Kopf an wie ein Durcheinander aus tausend Radiosendern, die alle gleichzeitig auf voller Lautstärke spielen. Aber mit der Zeit und durch das konzentrierte Atmen konnte ich diese Gedankenströme bündeln und auf das Wesentliche lenken. Es ist fast so, als würde man eine Taschenlampe in einem dunklen Raum fokussieren – plötzlich wird alles klarer, und das Chaos im Kopf lichtet sich. Das bedeutet nicht, dass die Gedanken verschwinden, aber ich habe gelernt, sie nicht mehr so ernst zu nehmen. Sie sind einfach da, und ich kann entscheiden, welche ich beachte und welche ich vorbeiziehen lasse - die Kunst der Sammlung.

  • Der Atem wird feiner – Ich habe gemerkt, wie mein Atem durch das Yoga ruhiger wurde und mir geholfen hat, auch in der Meditation stabiler zu sitzen. Auch der Unterschied einer Atemübung oder der reinen Atemachtsamkeit ist beachtlich. Es ist fast so, als würden beide Praktiken Hand in Hand arbeiten, um Körper und Geist in Einklang zu bringen.


Was habe ich aus der Meditationswoche mitgenommen? 


Abgesehen von einer tiefen Dankbarkeit für das, was ich habe, habe ich gemerkt, wie viel Ruhe und Klarheit in mir steckt, wenn ich mir nur die Zeit nehme, danach zu suchen. Der Lärm im Kopf ist immer da, aber ich muss mich nicht davon mitreissen lassen. Stattdessen kann ich mich sammeln, meinen Atem spüren und einfach sein. Und das ist schon ein ziemlich gutes Gefühl.

Wenn du also darüber nachgedacht hast, bei einem Yoga Retreat teilzunehmen oder eine Woche im Schweigen zu verbringen – ich kann es nur empfehlen. Du wirst überrascht sein, was du alles entdeckst.



"Wer die Gegenwart geniesst, hat in Zukunft
eine wundervolle Vergangenheit."


Herzlicht Claudia


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