Hochsensibilität & Yoga - zart besaitet

10. Mar 2020 | Claudia Eva Reinig | Yogainspiration

Hast du auch schon mal Ratschläge gehört wie: „Sei doch nicht so kompliziert!“, „Sei doch nicht so empfindlich!“, „Sei doch nicht so zart besaitet!“ oder „Iss mal ein gescheites Butterbrot!“? Diese und ähnliche Aussagen bekommen Hochsensible Personen (HSP) immer wieder zu hören, denn mit einer höheren Sensibilität und einem feineren Gespür geht meist auch eine verstärkte Empfindlichkeit und Anfälligkeit einher.

Nahrungsmittelunverträglichkeit, Strahlenempfindlichkeit und Allergie - Hochsensible spüren viel.

Sie nehmen innere und äussere Reize viel intensiver wahr, oftmals wie durch einen Verstärker. Eine schnellere Reizüberflutung führt dazu, dass die verschiedenen Informationen nicht mehr verarbeitet werden können und sich eine psychische Überforderung zeigt. Ein Empfinden von Hitze und Kälte ist vielfach stark ausgeprägt sowie häufig auch ein Spüren von Strahlungen oder ein intensives Wahrnehmen von Stimmungen und Gemütslagen anderer Menschen und noch vieles mehr. Und das ohne jegliche natürliche Filterfunktion. Oftmals haben HSP ein Zuviel vom Element Luft.


Folgende Eindrücke und Reize auf die Sinne werden häufig speziell deutlich empfunden:


  • helles, grelles oder flackerndes Licht
  • laute oder zufiel verschiedene Geräusche
  • starke Gerüche
  • Temperatur wie Kälte oder Hitze
  • Reizungen auf der Haut wie zB grobe Stoffe
  • Klimaanlage, Ventilatoren oder Zugluft
  • Reaktion auf Giftstoffe
  • Strahlungen von Strom, Telefon, WLAN
  • Gewalt in Filmen, Fernsehsendungen, Videospiele oder Bücher
  • Bedrängung und Enge
  • Athmosphäre und Umgebung
  • Gefühle, Stimmungen und/oder Gedanken
  • zuviel Informationen, Multitasking
  • beobachtet werden
  • Hunger
  • Schmerz


Die nicht hochempfindliche Mehrheit findet bspw. eine Situation belebend, wild, angenehm laut und spannend. Für eine HSP ist die gleiche Situation oft bereits schon irritierend, überfordernd, überwältigend oder sogar bedrohlich. Eine Party mit lauter Musik und schriller Beleuchtung, grosse Menschenmengen oder lange Shopping-trips lässt für Hochsensible die Komfortzone schmal und die Toleranzschwelle niedrig werden. Das „Surren“ eines Kühlschrankes, welches so gut wie niemand stört, kann eine HSP zum „Wahnsinn“ treiben. Wenn die Reizeinflüsse zu stark werden, fühlt sich die HSP schwindelig, benebelt und verwirrt, ist überlastet und dadurch gereizt und denkt nur noch an Reissaus. Die Geschehnisse können noch lange nachklingen, meist braucht eine HSP länger zum reflektieren und mehr Zeit, die vielen Eindrücke zu verarbeiten. Erhöhte Nervosität, Burnout und Depression sind bei Hochsensiblen kein Einzelfall.


Mit feinem Gespür

So sehr feinfühlig zu sein ist einerseits eine Last, doch andererseits auch eine Gabe. Hochsensible halten nicht weniger Reize aus, sondern sie nehmen mehr Reizeindrücke wahr.
Das Nervensystem ist empfindlich, dadurch nehmen sie mehr und feinere Einzelheiten auf, auch verarbeiten sie die Eindrücke ausführlicher und tiefer. Wichtig ist zu erkennen, dass Hochsensibilität kein Makel ist, sondern ein spezieller Wesenszug beschreibt. Hochsensibilität ist keine Schwäche sondern eine Stärke.
Empfindsam und gespürstark zu sein ist eine besondere Fähigkeit. Viele hochsensible Menschen sind in unterschiedlichen Bereichen sensibel und begabt, was natürlich nicht bedeutet, dass nicht HSP in diesen Bereichen nicht begabt sein können.


Die reichen Gaben der Hochsensiblen


  • Empathie und Mitgefühl - können sich gut in andere hineinfühlen, zeigen Verständnis und fühlen oft stark mit anderen mit
  • Feinfühligkeit - feines Gespür für Dinge, andere Menschen, Situationen und Entwicklungen
  • Wahrnehmungsfähigkeit - überdurchschnittlich vielfältig, zudem wird das aussen und innen Wahrgenommene ebenso differenziert verarbeitet
  • Kreativität - Ideenreichtum in Kunst, Arrangieren, dem Erschaffen von Neuem und in der Problemlösung
  • Intuition - gutes Erspüren im Vorfeld, feines Erfassen von Situationen und Zusammenhängen
  • Denkfähigkeit - verknüpfen können und weites Vorausdenken, gründliches Reflektieren, Denken in grossen Zusammenhängen
  • Engagement - bringen Einsatz und können top leistungsfähig sein - vorausgesetzt die (äusseren) Bedingungen stimmen
  • Gewissenhaftigkeit - sorgfältig und zielstrebig
  • Spirituelle Begabungen und Medialität



Allgemeine Tipps für die Alltagsgestaltung hochsensibler Menschen zu geben ist nicht einfach, da die Begabungen sowie auch die Problembereiche in verschiedenen Gebieten liegen.

Hier einige Strategien und Tipps für Hochsensible:


  • mit Yoga und Yoga Nidra in die Kraft kommen
  • erdende Asana, Atemübungen und Mantra in die Yogapraxis einbauen, Element Erde im Yoga stärken
  • Yoga Nidra Tiefenenspannung praktizieren
  • mit regelmässiger Meditation Zentrierung und Balance finden
  • mit spiritueller Praxis beginnen
  • viel in der Natur sein
  • sich öfter eine Auszeit beim Yoga Wochenende gönnen
  • das Wissen darum, anpassungsfähig und zäh zu sein
  • den eigenen Rhythmus kennenlernen und sich danach ausrichten
  • trotz vielleicht guter Treffsicherheit von Deutungen, diese anderen nicht überstülpen wollen
  • auf gute Work-life Balance achten
  • genügend Pausen in den Tagesablauf einbauen
  • auf ausreichend Schlaf achten, zur Einschlafmeditation
  • Raum und Zeit für sich selbst nehmen
  • gesunde Ernährung und achtsam mit Koffein, Alkohol und anderen Stimulanzien
  • nicht so sein müssen wie die anderen
  • sich eher mit weniger Menschen umgeben als in grossen Gruppen
  • raus aus der Ohnmacht und Opferhaltung
  • positive Gedanken und Affirmationen
  • selbstbewusste klare Absicht
  • sich nicht isolieren - Freundschaften und Beziehungen pflegen
  • wenn nötig: Rückzug und Abgrenzung
  • sich nicht mit anderen vergleichen
  • lernen für sich selbst zu sorgen und auf sich zu achten
  • mit dem Umfeld über das eigene Erleben und Empfinden sprechen
  • kreativ sein und sich künstlerisch betätigen
  • Rituale als stärkende und heilende Strategie einsetzen
  • Achtsamkeit und Selbstmitgefühl
  • helfend und unterstützend: Symbole, Krafttiere, Blütenessenzen, Schutzsteine, Farben, Talisman, Engel oder Devatas
  • ein persönliches Auraspray



Man spricht von 15 - 20 % HSP, das ist eine ganze Menge. 70% der HSP sind eher introvertiert und ca. 30% der Hochsensiblen extravertiert. Introvertierte Menschen brauchen viel Freiraum, Ruhe und Rückzugsmöglichkeiten, gerade auch um wieder auftanken zu können. Sie halten sich eher im Hintergrund und haben häufig Abneigung gegen Smalltalk. Extrovertierte Menschen sind kontaktfreudig und gesellig und blühen auf, wenn sie mit anderen zusammen sind. Man kann sie als sozial aktiv bezeichnen. Und... nicht nur Frauen bleibt die Hochsensibilität vorbehalten, auch Männer können hochsensibel sein. Ganz besonders wichtig ist, Sensibilität nicht mit Schwäche zu verwechseln. Die Hochsensibilität kann angeboren sein oder erworben wie bspw. durch ein Trauma, durch Dauerstress, belastende Erfahrungen oder schwierige Lebensbedingungen.

Wie immer hat der Blog kein Anspruch auf Vollständigkeit. Er dient dir als Anregung und zur Motivation dich weiter mit dem Thema Hochsensibilität zu beschäftigen. Vielleicht dient dir der Text auch als Schlüssel zum besseren Verständnis über dich selbst und andere. Oder du bekommst Lust die positiven Seiten deiner Sensibilität zu entdecken und kannst somit dein Leben besser meistern.







   



       









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