Viele (Yoga) Wege führen zum Ziel. Mit Yoga entdecken wir wieder, wer wir sind, und kehren zu einem Leben voller Freude, Glück und Freiheit zurück. Die Yogaphilosophie beschreibt erfreulicherweise unterschiedliche Yogawege und spirituellen Praktiken, in der Erkenntnis, dass wir Menschen zwar alle wunderbar sind, doch unterschiedliche Persönlichkeiten und Vorlieben haben. Alle Pfade führen letztlich zum selben Ziel, der Vereinigung mit dem Höchsten oder Gott. Wenn wir Weisheit erlangen wollen, wird davon gesprochen, die Lehren aller Pfade zu integrieren.
Man spricht von 4 klassischen Yogapfaden: Bhakti Yoga, Karma Yoga, Jnana Yoga und Raja Yoga. Wir in der westlichen Welt kennen hauptsächlich den Hatha Yoga, mit den Yogastellungen, den Asanas. Hatha Yoga können wir im Pfad des Raja Yoga finden. Schauen wir uns die einzelnen Pfade des Yoga an und wie man sie in unser Leben integrieren könnte.
1. Bhakti Yoga - Yoga der Verehrung und Hingabe
Bhakti Yoga ist der Pfad der Hingabe, der mehr dem emotionalen Charakter entspricht. Wir alle erleben Gefühle der Liebe, des Mitgefühls und der Hingabe an verschiedenen Punkten unserer Lebensreise. Wenn dies im Zusammenhang mit der Suche nach dem Göttlichen geschieht, spricht man von Bhakti Yoga. Die Hingabe kann anfangs auch einem Lehrer, der Familie, einem Freund oder etwas anderem gelten, das starke emotionale Bindungen schafft. Doch dann lenkt und wandelt man die Gefühle in bedingungslose Liebe und völlige Hingabe. In der heutigen Welt, mit viel Chaos und Verwirrung heißt es, Bhakti sei der einfachste der Wege. Es kann von jedermann praktiziert werden - unabhängig von geistigen oder körperlichen Fähigkeiten - und beinhaltet keine umfangreichen Yoga-Praktiken. Doch gerade in unserer Gesellschaft, die oft von der Vernunft bestimmt ist, viele Ängste existieren, fällt manch einem die liebende Hingabe nicht so leicht. Bhakti ist der Weg der selbstlosen Liebe, er beseitigt Eifersucht, Hass, Lust, Ärger, Egoismus, Stolz und Arroganz. Bhakti ersetzt diese Gefühle durch Gefühle der Freude, der Glückseligkeit, des Friedens und der göttlichen Ekstase. Ramakrishna beispielsweise war ein grosser Bhakti Yogi.
Was macht dich zum Bhakti Yogi oder zur Bhakti Yogini?
2. Karma Yoga - Yoga der Tat und des selbstlosen Handelns
Karma Yoga, der Yoga des Handelns oder des Dienens, ist der Yoga-Pfad, der gerne von tatbestimmten Menschen gewählt wird und entspricht dem aktiven Temperament. Karma bedeutet "Aktion" oder „Handlung“ und basiert auf dem Zusammenhang von Ursache und Wirkung. Alles Tun, jede Handlung, sogar jeder Gedanke hat eine Wirkung. Sei es auf köperlicher oder auf geistiger Ebene. Das Spezielle beim Karma Yoga ist, wir handeln, ohne an das Ergebnis gebunden zu sein. Es ist der Weg des selbstlosen Dienen (Seva). Durch selbstloses Handeln, ohne an Lohn oder Lob zu denken, wird Herz und Geist geläutert. Karma Yoga bedeutet "das Richtige tun" - den Prozess der Perfektion in Aktion. Es bedeutet, dem Dharma (dem wahren Zweck) zu folgen und das zu akzeptieren, was auch immer kommt, ohne auf Zahlung, Dank oder Anerkennung zu warten. Mutter Teresa beispielsweise verinnerlichte alle Qualitäten des Karma Yoga. Tatjana beschrieb in einem Blogbeitrag ihre Erfahrungen als Karma-Yogini.
Was macht dich zum Karma Yogi oder zur Karma Yogini?
3. Jnana Yoga - Yoga der Erkenntnis, der intellektuell orientierte Yogaweg
Jnana (Gyan) Yoga ist der Pfad des Wissens, oder genauer gesagt, der Pfad der Weisheit. Jnana Yoga entspricht dem intellektuellem Temperament. Durch Studium der alten Texte und Lehren der Großen Meister, durch ehrliche Selbsterforschung und durch Kontemplation regen wir einen Prozess an, der die Unterscheidung zwischen dem Wirklichen und dem Nicht-Wirklichen, dem Wahren und dem Unwahren erforscht. Es wird gesagt, dass es der schwierigste Weg ist, weil er den Verstand und den Intellekt verwendet, um über sich selbst hinauszugehen, um schliesslich zu erkennen, dass sie mit dem Göttlichen Eins sind. Ramana Maharshi, ein großer indischer Heiliger war ein grosser Jnana Yogi, vielleicht hast du schon von ihm gehört.
Was macht dich zum Jnana Yogi oder zur Jnana Yogini?
4. Raja Yoga - Der königliche Yoga, achtgliedriger Pfad nach Patanjali
Raja Yoga bedeutet „Königsweg“. So wie ein König die Kontrolle über sein Königreich behält, sollten wir die Kontrolle über unser eigenes „Königreich“, nämlich dem riesigen Gebiet unseres Geistes bewahren. Raja Yoga ist der häufigste und vielleicht auch der beliebteste Weg des Westens, da er von fast jedem praktiziert werden kann, denn er braucht keinen besonderen Glauben an etwas. Raja Yoga sagt, nur das zu glauben, was man durch direkte Erfahrung für sich selbst herausfindet. Am besten wurde dieser Weg vom indischen Weisen Patanjali in seinen Yoga-Sutras unter dem Titel „Der achtfache Pfad“ oder „Die acht Glieder des Yoga“ zusammengefasst, obwohl er es nicht explizit Raja Yoga nannte. Wir können diesen Weg als Wissenschaft der körperlichen und geistigen Kontrolle bezeichnen. Asana (Yogastellung) und Pranayama (Atemübung) des Hatha Yoga sind wichtiger Teil dieses Yogaweges. Es ist der Pfad der Meditation, der Mantras und Techniken. Unter Svadhyaya, einer der fünf Niyamas in Patanjalis Yogasutra findet sich sogar der Jnana Yogi wieder. Denn Svadhyaya steht sowohl für das Studium der Schriften als auch für das eigene Selbststudium im Sinne von Introspektion und herausfinden, wer du selbst bist.
Was macht dich zum Raja Yogi oder zur Raja Yogini?
Obwohl diese vier Pfade ja eigentlich unterschiedlich aussehen, gibt es ein Yoga - eine Einheit. Jeder Mensch ist eine individuelle Kombination derselben Bestandteile. Wenn nun alle der genannten Aspekte wie Bhakti, Karma, Jnana und Raja ganzheitlich zusammenwirken, können wir vom Weg in die Freiheit sprechen. Im Mai Blogeintrag gibt es eine schöne Geschichte zu den Yogawegen: "Vier Yogis und ein Weg"