Seit kurzem zurück aus Indien, startet für mich eine intensive Phase der persönlichen Weiterentwicklung. Ich spüre, dass ich uralte Muster loslassen und Neues erfahren und aufbauen will. Nur, wie mach ich das? Ich bin Yogalehrerin und kenne einiges aus den Schriften, praktiziere und meditiere. Trotzdem weiss ich nicht, wie ich starten soll. Mit wenig Hoffnung gehe ich auf die Suche nach einem passenden und auch spirituellen Retreat über Pfingsten. Ich finde das Retreat von Claudia im Netz und bin begeistert – spüre, dass es hier nicht um blosses Ausführen von Körperübungen, sondern um viel mehr geht. Als ich Claudia anfrage, kommt mir die Idee, mich als Karma-Yogini anzubieten – das ist was Neues! Wie zur perfekten Zeit erhalte ich die Zusage von Claudia. Ich bin glücklich! Und nervös zugleich. Werde ich eine gute Karma-Yogini sein?
Karma Yoga ist einer der Yogawege. Karma Yoga meint den selbstlosen Dienst. Du tust etwas ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten. Du tust es, ohne die Früchte deiner Handlung ernten zu wollen. Du handelst aus deinem Herzen ohne ein Danke, eine Belohnung oder ein Lob erhalten zu wollen. In der Bhagavad Gita, der Quelle der Weisheit, steht über Karma Yoga:
„Daher tue ohne Verhaftung stets das, was getan werden muss; denn durch verhaftungsloses Handeln erreicht der Mensch das Höchste.“ (Kapitel 3, Vers 19)
„Die Unwissenden handeln aus Verhaftung an die Handlung, der Weise muss ohne Verhaftung handeln und das Wohlergehen der Welt wünschen.“ (Kapitel 3, Vers 25)
Das klingt sehr inspirierend und doch scheint mir die Umsetzung in der Welt, in der wir leben, oft schwierig. Wie oft handle ich eng gebunden an das Resultat und in grosser Abhängigkeit von mir und meinen Wünschen!
„Die Weisheit ist verhüllt von diesem ständigen Feind des Weisen in Gestalt des Wunsches, der so unersättlich ist wie das Feuer.“ (Kapitel 3, Vers 39)
Als ich früher eine beliebte Yogaklasse besuchte, versuchte ich früh da zu sein, um den „besten“ Platz zu ergattern. Ich entschied, welches der „gute“ oder „schlechte“ Platz war, wo es zu eng ist oder wo genügend Platz vorhanden ist. Daraus entstand mein Wunsch den „guten“ Platz haben zu wollen. Ich haftete am Wunsch und am „guten“ Platz.
Ab Freitag vor Pfingsten übernehme ich bei Claudia die Aufgabe der Karma-Yogini. In der Rolle als Karma-Yogini fühle ich mich anders. Ich habe die selbstgewählte Aufgabe dafür zu sorgen, dass sich alle wohl fühlen. Und ich will, dass sich alle wohlfühlen. Ich lüfte, zünde Kerzen an, helfe bei der Mattenverteilung (viele „gute“ Plätze schaffen), erledige Kleinigkeiten, beantworte Fragen und tue, was getan werden muss. Es ist ein wundervolles Gefühl und sowohl der Wunsch nach dem besten Platz im Yogaraum als auch andere Wünsche verschwinden. Es ist befreiend und unglaublich schön. Als sich am Ende des Retreats einige bei mir bedanken, bin ich richtig überrascht – und bemerke, dass ich tatsächlich nichts für meine Dienste erwartet habe.
DANKE Claudia, dass du mir diese Erfahrung ermöglicht hast.
Es war ein Geschenk deine Karma-Yogini zu sein!
Namasté Tatjana